GenAI und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt: Eine wissenschaftliche Perspektive
Die Einführung von Generativer Künstlicher Intelligenz (GenAI) und großen Sprachmodellen (LLMs) wie GPT-4 bringt weitreichende Veränderungen für den Arbeitsmarkt mit sich. Laut der Untersuchung von Eloundou et al. (2023) ist der potenzielle Einfluss dieser Technologien enorm, da sie nicht nur einzelne Aufgaben automatisieren, sondern auch als Grundlage für umfassende Softwarelösungen dienen können. Dieser Artikel untersucht die Auswirkungen von GenAI auf verschiedene Berufsgruppen, mit einem besonderen Fokus auf Pflegefachkräfte, und zieht dabei relevante Daten aus der aktuellen Forschung und zusätzlichen Quellen heran.
Auswirkungen von GenAI auf den Arbeitsmarkt
Die Untersuchung von Eloundou et al. (2023) zeigt, dass Generative KI-Systeme sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf der Exposition von Berufen, d. h. dem Anteil der beruflichen Tätigkeiten, die durch GenAI beeinflusst oder automatisiert werden können. Die Forscher entwickelten eine Metrik zur Messung der Exposition und stellten fest, dass rund 80 % der US-amerikanischen Arbeitnehmer mindestens 10 % ihrer Tätigkeiten von GenAI betroffen sehen könnten. Bei 19 % der Arbeitskräfte könnte dieser Anteil sogar bei 50 % oder mehr liegen.
Berufsgruppen mit hoher Exposition
Berufe mit einer hohen Exposition teilen oft ähnliche Merkmale: Sie beinhalten wiederholbare, daten- oder textbasierte Aufgaben, die standardisiert und effizient durch GenAI-gestützte Systeme erledigt werden können. Beispiele umfassen:
- Administrative Berufe: Tätigkeiten wie Buchhaltung, Finanzanalyse und Steuerberatung werden stark von GenAI beeinflusst, da diese Systeme in der Lage sind, große Mengen an Daten präzise zu verarbeiten. Laut Eloundou et al. könnte bis zu 47 % der Aufgaben in solchen Berufen schneller und effizienter erledigt werden, wenn ergänzende Softwarelösungen eingesetzt werden.
- IT und Softwareentwicklung: Programmierer und IT-Fachkräfte gehören zu den am stärksten betroffenen Berufsgruppen. GenAI-Modelle wie GPT-4 können nicht nur Code generieren, sondern auch vorhandenen Code analysieren, Fehler erkennen und Optimierungen vorschlagen.
- Journalismus und Übersetzung: Kreative Berufe, die auf Textproduktion basieren, wie Journalisten und Übersetzer, sind ebenfalls stark exponiert. GenAI kann Texte verfassen, Inhalte zusammenfassen und Übersetzungen in Echtzeit anbieten.
- Wissenschaftliche Berufe: Datenintensive wissenschaftliche Tätigkeiten könnten durch GenAI drastisch beschleunigt werden. Die Fähigkeit, große Datensätze zu analysieren und Muster zu erkennen, macht GenAI zu einem mächtigen Werkzeug in der Forschung.
- Kundendienst und Einzelhandel: KI-gestützte Chatbots und Kundeninteraktionssysteme könnten repetitive Aufgaben im Kundendienst und Verkauf übernehmen.
Berufsgruppen mit mittlerer bis geringer Exposition
Nicht alle Berufe sind gleichermaßen von GenAI betroffen. Tätigkeiten, die auf menschlicher Interaktion, Empathie oder physischen Fähigkeiten beruhen, weisen eine geringere Exposition auf. Dies wird insbesondere in den Ergebnissen von Eloundou et al. deutlich, die zeigen, dass Berufe mit hohen Anforderungen an kritisches Denken oder wissenschaftliche Expertise tendenziell weniger betroffen sind. Beispiele umfassen:
- Pflege und Gesundheit: Pflegekräfte, Krankenschwestern und Altenbetreuer sind weniger stark exponiert, da viele ihrer Aufgaben direkte Interaktionen mit Patienten und physischen Einsatz erfordern.
- Bildung und Erziehung: Lehrer und Erzieher profitieren möglicherweise von GenAI-gestützten Lehrmitteln, jedoch bleibt die pädagogische Interaktion mit Schülern eine zentrale Aufgabe, die schwer zu automatisieren ist.
- Handwerk und Bauwesen: Berufe wie Zimmerleute, Elektriker und Bauarbeiter erfordern ein hohes Maß an physischer Arbeit und handwerklichem Geschick, was GenAI in naher Zukunft nicht ersetzen kann.
Abbildung zeigt den Zusammenhang zwischen der Exposition von Berufen gegenüber GenAI, dem durchschnittlichen Jahresgehalt und der Gesamtzahl der Beschäftigten, basierend auf Bewertungen durch Menschen und GPT-4.
×Figure 4 zeigt, wie stark verschiedene Berufe von der Generativen KI (GenAI) beeinflusst werden könnten. Zwei wichtige Faktoren werden untersucht: die Gesamtzahl der Beschäftigten in einem Beruf (oben) und das durchschnittliche Jahresgehalt (unten).
- X-Achsen: Diese Achsen zeigen logarithmierte Werte, um große Unterschiede in Beschäftigungszahlen und Gehältern anschaulicher darzustellen. Je weiter rechts, desto höher die Beschäftigung bzw. das Gehalt.
- Y-Achsen: Diese Achsen messen den Einfluss der GenAI, bewertet von menschlichen Experten (links) und durch das GPT-4 Modell (rechts). Höhere Werte bedeuten eine stärkere Beeinflussung durch GenAI.
Was zeigt die Abbildung?
- Gehalt und Exposition: Berufe mit höheren Gehältern, wie Programmierer oder Datenanalysten, sind oft stärker von GenAI betroffen. Das liegt daran, dass viele ihrer Aufgaben automatisierbar sind.
- Beschäftigung und Exposition: Es gibt keinen klaren Zusammenhang zwischen der Anzahl der Beschäftigten und der Exposition. Sowohl Berufe mit vielen als auch wenigen Beschäftigten können betroffen sein.
- Vergleich Human vs. GPT-4 Ratings: Die Bewertungen von Menschen und GPT-4 stimmen in den Trends überein, wobei GPT-4 tendenziell etwas höhere Expositionen bewertet.
Wichtig zu wissen:
Diese Ergebnisse zeigen nicht, dass diese Berufe verschwinden, sondern vielmehr, dass GenAI die Art der Arbeit in diesen Bereichen verändern kann. Beispielsweise könnten zeitaufwändige Routineaufgaben automatisiert werden, sodass mehr Zeit für kreative und strategische Tätigkeiten bleibt (Eloundou et al., 2023).
Komplementäre Technologien verstärken die Auswirkungen
Ein entscheidender Punkt in der Analyse von Eloundou et al. ist die Rolle komplementärer Technologien. Während LLMs allein bereits einen großen Einfluss haben, steigt die Exposition erheblich, wenn sie mit zusätzlicher Software kombiniert werden. Die Autoren schätzen, dass mit solchen Systemen bis zu 56 % aller beruflichen Aufgaben schneller und effizienter erledigt werden könnten.
Dies zeigt, dass die Auswirkungen von GenAI nicht auf die direkten Fähigkeiten der Modelle beschränkt sind. Vielmehr schaffen sie die Grundlage für spezialisierte Anwendungen, die den Arbeitsmarkt weiter transformieren könnten.
Quellen
- Eloundou, T., Manning, S., Mishkin, P., & Rock, D. (2023). GPTs are GPTs: An Early Look at the Labor Market Impact Potential of Large Language Models. OpenAI. zum Artikel
- Valantic (2023). AI & Arbeitsmarkt – welche Berufe fallen weg?
- CIO.de (2023). Jobkiller KI?: Diese 5 Berufsbilder ändern sich am stärksten
- Bitrix24 (2023). 20 Berufe, die schon bald durch KI ersetzt werden könnten
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